Albert Weisgerber (1878 – 1915) gehörte wie August Macke und Franz Marc zu den großen künstlerischen Begabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die den Weg in die Moderne wiesen. Die Ausbildung an der Akademie in München, seine Studienaufenthalte in Paris, wo er Matisse traf, sowie seine Reisen nach Italien prägten sein wechselvolles Schaffen. Als Vorsitzender der Neuen Münchner Sezession erlangte er vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges hohes Ansehen und Wertschätzung. Ungeachtet seines frühen Todes hinterließ er ein eindrucksvolles Werk, das im Museum Sankt Ingbert in einem spannenden Querschnitt vorgestellt wird.
Die große fünf Meter hohe Halle im 1. Obergeschoss des Spinnereigebäudes wird durch das bereits seit zwei Jahren entmietete Albert-Weisgerber-Museum der Stadt St. Ingbert genutzt.
Der rechteckige Raum ist geprägt von einer West-Ost-Teilung. Im westlichen Abschnitt wird, direkt an den Eingangsbereich anknüpfend, ein Rundlauf durch die ständige Sammlung Albert Weisgerbers generiert. Im hinteren Teil der Halle, nach Osten gelegen, schließt sich sodann der Bereich der Wechselausstellung an, der allerdings auch auf direktem Weg entlang der Gebäudesüdseite zu erreichen ist. Das flexible Stellwandsystem ermöglicht sowohl Isolation, als auch direkter Anschluss oder Verschmelzen beider Ausstellungsbereiche. Durch den im Sommer 2009 bereits geschlossenen Kooperationsvertrag der Albert-Weisgerber-Stiftung mit der Hochschule für Bildende Künste (HBK) wird einmal jährlich im Wechselausstellungsbereich eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst mit Bezug zu Albert Weisgerber erfolgen. Dieses innovative Pilotprojekt richtet sich nicht nur an lokale Kunstinteressierte, sondern soll auch überregional für Interesse sorgen. Hierfür werden beide Ausstellungsbereiche verschmelzen und zudem die darüberliegende K4 halle in Teilen mitgenutzt werden.
Diese Form der Ausstellungsarchitektur wurde in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe entwickelt. Sie ist auf die gegebenen Licht- und Klimaverhältnisse, bedingt durch den Sonnenstand, beziehungsweise die Sonneneinstrahlung, die geschuldeten Verdunkelungsbedürfnisse (grafische Sammlung) dem Wechselwirken der beiden Ausstellungsbereiche sowie einem an der Praxis orientierten Museumsbetrieb abgestimmt.
Die Original-Struktur der Halle bleibt durch die halbhohen Stellwände jederzeit für den Besucher in ihrer Gänze erkennbar. Die Verantwortlichen versprechen sich hierdurch eine ansprechende Präsentation der beiden Ausstellungsbereiche, da das durch die großen Fenster einfallende Tageslicht für die Inszenierung der Kunst adäquat genutzt werden kann.
Durch Kastenfenster an der Südfassade soll zudem Lärm von Straße und Eisenbahn gedämpft werden. Der vorgesehene integrierte Sonnenschutz soll die einfallenden Strahlen der Südsonne abschwächen.