11.10.2007 - 27.07.2008
Die Ausstellung im Colombischlössle zeigt archäologische Originalfunde aus Südbaden, welche auf Ausgrabungen geborgen wurden und eine direkte und lebendige Auseinandersetzung mit dem Alltag in der Jungsteinzeit ermöglichen. Verkohlte Getreidekörner und Pflanzenreste verraten, wovon die Menschen sich ernährten. Die fast kriminalistische Untersuchung des über 7.000 Jahre alten Mülls aus einer Abfallgrube von Opfingen lässt tägliche Aktivitäten rekonstruieren. Dank der günstigen Erhaltungsbedingungen in den Pfahlbaudörfern am Bodensee können auch Funde aus organischen Materialien präsentiert werden: ein geflochtenes Sieb, eine Schale aus Lindenholz, Teile von Netzen. Alles sieht so aus, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Naturgetreu nachgebaut ist ein drei Meter hohes Pfahlbauhaus. An der sorgfältig verputzten Wand – rekonstruiert nach einem Originalbefund aus Ludwigshafen am Bodensee – sind nahezu lebensgroße, aus Lehm geformte weibliche Brüste zu erkennen. Sie könnten mit Fruchtbarkeitsmagie zu tun haben und wären damit Ausdruck früher religiöser Vorstellungen unserer Vorfahren. Vielleicht gehörte die mit mindestens vier Paaren solcher Brüste verzierte Wand sogar zu einem jungsteinzeitlichen Kultraum.
Dem Tod begegnet der Ausstellungsbesucher in zwei über 4.000 Jahre alten Gräbern der Jungsteinzeit. Sie wurden in Stetten an der Donau ausgegraben und werden so präsentiert, wie die Ausgräber sie vorfanden. Brandneue Erkenntnisse der anthropologischen Untersuchung, prachtvoller Schmuck aus Muscheln, Stein oder Knochen sowie spezialisierte Steinwerkzeuge und -waffen, welche die Verstorbenen auf ihre letzte Reise mitnehmen durften, erzählen vom Leben und Leiden der Steinzeitmenschen.