25.01.2008 - 18.05.2008
Der rheinische Maler und Grafiker Franz M. Jansen (1885 – 1958), der zu den 16 Künstlerinnen und Künstlern gehörte, die August Macke im Sommer 1913 in der Kunst- und Buchhandlung Cohen (heute Bouvier) zur „Ausstellung Rheinischer Expressionisten“ zusammenführte, war einer jener Protagonisten der avantgardistischen Kunstszene im Rheinland, die sich begeistert mit den internationalen avantgardistischen Kunstströmungen auseinandersetzten und ihnen engagiert zum Durchbruch verhalfen.
Jansen, der zunächst 1907 in Wien ein Architekturstudium bei Otto Wagner aufnahm, sich aber wenige Jahre später autodidaktisch der Malerei verschrieb und 1909 nach Köln zurückkehrte, hat ein vielseitiges und umfangreiches Werk geschaffen, das nur in Teilen bekannt ist und bislang kaum in seiner Gesamtheit beachtet wurde.
Seine künstlerischen Anfänge wurzeln im Wiener Jugendstil und Symbolismus und sind zunächst gekennzeichnet von einem unorthodoxen, schwelgerischen Umgang mit reinen, kontraststarken Farben und einer arabeskenartigen Linienführung. Die meist feierlich inszenierten symbolhaften Inhalte sind bevorzugt ins große Format umgesetzt. Van Gogh und Munch verweisen den noch Suchenden auf die psychologisierende Ausdruckskraft von Farbe und Linie. So avancieren vor allem die Natur, das Thema Ernte sowie die rheinische Landschaft zu bevorzugten Sujets, insbesondere in der Grafik, die Jansen als adäquates Medium für seine ab 1913 entstehenden zyklischen Bildfolgen entdeckt.
Der Erste Weltkrieg bringt Ernüchterung. Der enthusiastischen Einheitsbeschwörung von Mensch, Natur und industriellem Forstschritt folgt nun der an der Realität entzündete sozialkritische Blick auf Not und Elend der Bevölkerung an Rhein und Ruhr in eindringlichen Holzschnitt- und Radierfolgen. Jansen stand zu dieser Zeit den Kölner Progressiven um Seiwert, Hoerle und Freundlich nahe.
In veristisch karikierender Manier vorgetragene Gesellschaftskritik bestimmt auch seine Malerei zu Beginn der 1920er Jahre. Doch zog sich Jansen zunehmend auf die Porträt- und Landschaftsmalerei zurück und definierte sich als Maler der rheinischen Landschaft, die er im Stil der Neuen Sachlichkeit in unverwechselbaren Überschaulandschaften verstörend penibel porträtierte.
Der künstlerische Werdegang Franz M. Jansens sowie die enge Verflechtung seiner künstlerischen Medien werden im August Macke Haus Bonn exemplarisch anhand rund 80 ausgewählter Gemälde, Zeichnungen, druckgraphischer und kunstgewerblicher Arbeiten aufgezeigt, darunter bislang unbekannte oder selten ausgestellte Werke wie das 1911 entstandene monumentale Triptychon „Zwei Menschen“. Die Exponate sind aus öffentlichen wie privaten Sammlungen zusammengetragen oder stammen aus dem Besitz des August Macke Hauses, das einen Teil des künstlerischen und schriftlichen Nachlasses von Franz M. Jansen erwerben konnte.