01.05.2008 - 31.05.2008
Anlässlich des Internationalen Museumstages am 18. Mai, der in diesem Jahr unter dem Motto „Museen und gesellschaftlicher Wandel“ steht, werden einige Trinkgefäße des 15. -17. Jahrhunderts in einen kulturhistorischen Kontext gestellt, der vor allem auf Konsumverhalten und Trinksitten abhebt. Hier hat die jüngere Forschung das Bild des Mittelalters gründlich revidiert. Überraschend ist gleichzeitig, wie viele Parallelen zur heutigen Zeit bestehen.
Zu den alltäglichen Getränken bis in die unteren Mittelschichten gehörte am Oberrhein der Wein. Er war nicht nur Bestandteil täglicher Mahlzeiten und diente als Entlohnung für Spitalinsassen, Handwerker und Hausangestellte in der Stadt. Mit einem Trunk besiegelte man auch Vereinbarungen und Verträge. Einen Gast hieß man mit Wein willkommen. Durch Weinspenden bei Wahlen, Krönungsfeierlichkeiten u. ä. suchten Herrscher die Gunst ihrer Untertanen zu gewinnen. Festessen waren stets üppige Gelage, bei denen viel Wein floss, war die Demonstration des Überflusses doch ein Zeichen für Macht und Reichtum. Dennoch war das Mittelalter kein grobes und sittenverdorbenes „Saufzeitalter“, wie teils noch heute vermittelt wird. Immerhin galt die Völlerei als Todsünde und Trinkexzesse wurden bereits im 13. Jahrhundert verurteilt. Bis zur Reformation waren Tischsitten Bestandteil der höfischen Kultur und Thema der Literatur.
Getrunken wurde bei Arm und Reich gewöhnlich aus geböttchertem und gedrechseltem Holzgeschirr. Dazu kamen seit dem 13. Jahrhundert Trinkgläser, vor allem im Umfeld der Klöster, waren sie es doch, die ihr Land an die Glasmacher verpachteten. Keramik als Trinkgeschirr war am Oberrhein eher rar. Dagegen erfreuten sich Silberbecher größter Beliebtheit als repräsentatives Tafelgeschirr und Kapitalanlage. Die Dominikanerinnen des Adelhauserneuklosters in Freiburg benutzten aber wohl Zinnbecher im Alltag.