Der Architekt Gabriel von Seidl hat mit Bauten wie Lenbachhaus, Stachusrondell, Künstlerhaus und St. Anna im Lehel das Gesicht Münchens entscheidend geprägt. Das größte Vorhaben, das er selbst zu Ende führen konnte, ist das Bayerische Nationalmuseum, dessen Bau ihm 1893 übertragen wurde. Es gehört zu den wenigen Seidl-Bauten, die ihre ursprüngliche Gestalt weitgehend bewahrt haben. Bei der Innenausstattung arbeitete er mit dem Akademieprofessor Rudolf Seitz (1842–1910) zusammen, der als Ehrenkonservator des Museums mit den Sammlungen sehr gut vertraut war und sie effektvoll zu arrangieren wusste.
Die Ausstellung präsentiert Innen- und Außenansichten aus den ersten Jahren des Museums. Historische Stereoskopien, die mit moderner 3D-Technik aufgearbeitet wurden, machen dem Museumsbesucher die alten Einrichtungen räumlich erfahrbar. Ergänzend werden bauliche Vorbilder gezeigt, die Seidl vermutlich bei seinen Entwürfen vor Augen hatte. Die Architektur sollte sich nicht in den Vordergrund spielen, sondern das Museum als gewachsenes Ensemble erscheinen lassen, das die Sammlungen im Außenbau widerspiegelt.
Darüber hinaus verfolgt die Schau die Spuren, die Gabriel von Seidl in den Sammlungen des Bayerischen Nationalmuseums selbst hinterlassen hat. Diese reichen von einem Buch, einem Turmknauf aus Altötting, einem barocken Portal aus München und historischen Keramiken bis hin zu hoch bedeutenden Reliefs von Ignaz Günther und Roman Anton Boos aus der Münchner Frauenkirche.