Bröhan-Museum, Foto: KULTURpur
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Bröhan-Museum - Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus (1889-1939)

Bröhan-Museum, Foto: KULTURpur
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Schloßstr. 1a
14059 Berlin
Tel.: 030 326 906 00
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Das Tier im Blick. Der Bildhauer Anton Puchegger (1878-1917)

24.01.2012 - 06.05.2012
Die Tierbildhauerei erlangte um die Jahrhundertwende eine Schlüsselposition als Experimentierfeld und Präsentationsform für die moderne Bildhauerkunst. Einer der bedeutendsten, wenngleich heute fast vergessenen, Tierbildhauer war der gebürtige Österreicher Anton Puchegger (1878-1917), der mit 27 Jahren nach Berlin übersiedelte. Im Zentrum seines Werks stand zu allen Zeiten das Tier, dem er durch intensives Studium im Zoologischen Garten nahe zu kommen suchte. Eigentlich als Holzbildhauer ausgebildet, arbeitete Puchegger auch mit Bronze, Stein, Keramik und Porzellan. Eine repräsentative Auswahl von etwa 40 Werken dieses Künstlers kann nun erstmals in einer monographischen Ausstellung gezeigt werden. Mit der Berliner Tierplastik um 1900 wird zunächst der Bildhauer August Gaul in Verbindung gebracht. Dass aber gerade der Österreicher Anton Puchegger eine große künstlerische Bedeutung für die bildhauerische Darstellung von Tieren in eben diesem Zeitraum in Berlin gewinnen konnte, ist ungewöhnlich und heute nur noch wenigen bekannt. Puchegger kam 1905 nach Berlin und wurde vornehmlich für seine Entwürfe für die Königliche Porzellanmanufaktur wahrgenommen. Das Arbeitsfeld des jungen Künstlers war der Zoologische Garten Berlin, eine der bedeutendsten Anlagen dieser Art. Die Modelle, die Puchegger sich aussuchte, waren das berühmte Elefantenpaar "Harry und Toni", die Zebras, Affen, Meerkatzen, Leoparden, Königstiger, Eisbären, aber auch die exotischen Mandarinenten. Alle diese Figuren gehören zum Bestand des Bröhan-Museums. Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Tierplastik war die Einrichtung zoologischer Gärten in vielen europäischen Großstädten, die für die Künstler ein reiches Anschauungsmaterial bereit hielten. Besonders die Darstellungen exotischer Tiere, die sich um 1900 wachsender Beliebtheit erfreuten, basieren in aller Regel auf an Zootieren getroffenen Beobachtungen und reflektieren daher weniger Naturverbundenheit als den Lebensraum der modernen Großstadt. Die Tierplastik des frühen 20. Jahrhunderts belegt so auch die wichtige Funktion der Zoologischen Gärten als Schnittstellen zwischen moderner Kunst und urbaner Moderne. Mit der Ausstellung "Das Tier im Blick" wird wissenschaftliches und kunsthistorisches Neuland betreten, da Recherchen sichtbar machten, dass das Werk Pucheggers sehr viel umfangreicher und vielseitiger ist als vorerst angenommen. Durch die Mithilfe von engagierten Privatsammlern, Museen und Institutionen ist es erstmals möglich geworden, ein so noch nie gezeigtes Spektrum der Arbeiten Pucheggers zeigen zu können.

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