24.03.2012 - 06.01.2013
Wer ist alt? Und wer ist jung? Die Vorstellungen vom Alter haben sich über Jahrhun-derte und besonders in den letzen Jahrzehnten stark verändert. Im „Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ beleuchtet die neue Präsentation „Alt und Jung – Vom Älterwerden in Geschichte und Zukunft“ auf der Domäne Dahlem diesen gesellschaftlichen Wandel aus verschiedenen Blickwinkeln.
„Das Thema Leben im Alter ist hochaktuell und gewinnt für jeden an Bedeutung“, erläutert Museumsdirektor Dr. Peter Lummel, warum sich das Freilandmuseum diesem besonderen Thema widmet. Noch vor 150 Jahren lebte die Mehrzahl der Menschen im ländlichen Raum. „Dort überließen die Altenteiler dem Erben den Hof und bekamen eine Altenteilerstube, alle lebten weiterhin in dem Bauernhaus“, beschreibt Peter Lummel den Mehrgenerationenhaus-halt auf dem Lande. „Die Altenteiler waren von ihren Kindern abhängig, das änderte sich erst langsam durch die Rentenversicherung.“ Heute ist das Zusammenleben von mehr als zwei Ge-nerationen unter einem Dach, gerade in einer Großstadt wie Berlin, die absolute Ausnahme. Jung und Alt begegnen sich in der Regel nur noch besuchsweise. Immer mehr Menschen leben bis ins hohe Alter in ihrer eigenen Wohnung oder ziehen in Seniorenwohnanlagen. Daneben entstehen in den letzten Jahren auch neue Wohnformen wie Senioren-WGs.
Mit der Ausstellung „Alt und Jung“ blicken wir also nicht nur zurück, sondern widmen uns auch gegenwärtigen Themen: Wie leben wir heute, welche Vorstellungen vom Alter haben wir, wel-ches Bild wird in den Medien vermittelt? Das Verhältnis der Generationen untereinander ist komplizierter geworden, die Lebensentwürfe und -vorstellungen sind vielfältiger. Außerdem werden die Menschen älter, bleiben länger fit und haben mehr finanzielle Mittel zur Verfügung als in früheren Zeiten. „Auch Themen wie Gesundheit, Arbeit im Rentenalter und neue Techno-logien werden beleuchtet“, erläutert Peter Lummel.
Immer mehr Firmen entdecken Ältere als lohnende Zielgruppe, die sie mit gezielter Werbung ansprechen wollen. Besonders interessant sind neue Produkte, die sich nicht nur an ältere Menschen, sondern an Nutzer aller Altersgruppen richten. So können Besucher der Ausstellung die Spielekonsole Nintendo Wii ausprobieren. Sie ist bei Kindern und Erwachsenen gleicher-maßen beliebt. Sogar Seniorengruppen nutzen sie mittlerweile, um fit zu bleiben, wirbeln mit der Fernbedienung herum und finden Spaß an den Videospielen. „Universal Design“ nennt sich dieser Trend, Produkte für Menschen unterschiedlichen Alters zu entwickeln.
Wie ein alter Mensch aussieht, davon haben wir bestimmte Vorstellungen. Zum Beispiel tragen Senioren andere Kleidung als Jugendliche oder benehmen sich anders. Doch die Bilder vom Älterwerden ändern sich im Lauf der Zeit. Fotos von silbernen und goldenen Hochzeiten aus verschiedenen Jahrzehnten zeigen: Senioren wirken heute oft jünger als ihre Altersgenossen vor hundert Jahren.
Schön zu sein in jedem Alter – den Traum von ewiger Jugend gab es schon lange bevor Anti-Falten-Cremes, Schlankheitspillen und Schönheitsoperationen erfunden wurden. Bereits ab Ende des Mittelalters symbolisierte der Jungbrunnen den Wunsch den Körper zu verjüngen: alt hineinsteigen, jung und makellos wieder herauskommen. Heute versprechen Kosmetikprodukte und Schönheitschirurgie die Spuren des Älterwerdens zu beseitigen.