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Fleißerhaus - Dokumentationsstätte Marieluise Fleißer


Kupferstr. 18
85049 Ingolstadt
Tel.: 0841 18 85
Homepage

Öffnungszeiten:

So 11.00-17.00 Uhr
Das Leben Marieluise Fleißers ist eng mit ihrer Heimatstadt Ingolstadt verbunden. Von ihren 72 Lebensjahren verbrachte die Dichterin dort über 60 Jahre. Lange Zeit hätte niemand damit gerechnet, dass sie sich am 23. 11. 1961 in das Goldene Buch der oberbayerischen Provinzstadt eintragen durfte. Der damalige Oberbürgermeister Josef Listl hatte Marieluise Fleißer vorher den erstmals für sie ins Leben gerufenen Kunstförderungspreis überreicht. Für die Schriftstellerin waren beide Ereignisse von symbolischer Bedeutung.
Ein Oberbürgermeister hatte 1929 in überzogener Weise reagiert, als ihr Stück „Pioniere in Ingolstadt“ in Berlin durch eine provokante Inszenierung Brechts einen Theaterskandal auslöste. Mit ihrer Kunst hatte Marieluise Fleißer in Ingolstadt keine Chance zum Überleben. Dort war sie die Tochter eines Eisenwarenhändlers und Zeugschmieds aus der Kupferstraße 18 und später die Ehefrau des Tabakwarengroßhändlers und bekannten und beliebten Leistungsschwimmers Josef Haindl. Für kurze Zeit konnte sie durch ihren schriftstellerischen Erfolg in Berlin aus der Provinz ausbrechen. Im Dritten Reich folgte eine lange Zeit des Schweigens, des Vergrabenseins in Ingolstadt, wodurch sie den Kontakt zur literarischen Welt fast ganz verlor.
Erst nach dem Krieg, als Marieluise Fleißers Volksstück „Der starke Stamm“ sie als echte Tochter Ingolstadts auswies, begann man sich wieder für sie zu interessieren. Selten hat ein Dichter seine kleinbürgerliche Herkunft, alltägliche Ereignisse, Menschen und Situationen so realistisch beschrieben. Aus der kunstvollen Gestaltung ihrer knappen Sprache kann man das seelische Befinden der handelnden Personen herauslesen. Marieluise Fleißers Werk nimmt heute unbestritten in der Literatur des 20. Jahrhunderts eine hervorragende Stellung ein.
Kurz vor Marieluise Fleißers 100. Geburtstag, am 22. November 2001, kann die Stadt Ingolstadt im Geburtshaus der Dichterin eine Dokumentationsstätte präsentieren. Hier hat man, am authentischen Ort, die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens zusammengetragen. Gegenstände und Briefe aus ihrem Nachlass verdeutlichen ihren Werdegang.

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