James Welling (*1951) bewegt sich als Künstler in den hybriden Grenzzonen zwischen Malerei, Bildhauerei und traditioneller Fotografie. Seit über 40 Jahren geht er Themen der Darstellung und Abstraktion nach und wird heute von Kritikern, Künstlern und Sammlern gleichermassen als zentrale Figur der internationalen zeitgenössischen Fotografie geschätzt. Die Ausstellung Autograph zeigt nebst seinen quasi dokumentarischen Werkserien in der Tradition der klassischen Kunstfotografie eines Paul Strand auch abstrakte Fotogramme, wie sie die Avantgarde mit Moholy-Nagy, Christian Schad und Man Ray hervorbrachte. Zum ersten Mal werden in einem musealen Kontext die Unikate der Serie Degradés zusammengeführt, abstrakt verlaufende Farbfotogramme, die vom Künstler in der Dunkelkammer mit reinem Licht gezeichnet wurden. Welling arbeitet analog und digital, in Farbe und Schwarz-Weiss, mit und ohne Kamera.
Fasziniert von den Möglichkeiten des Mediums begleitet James Welling den fundamentalen Wandel der Fotografie bis in die heutige Zeit: Ob es um die kritischen und ideologischen postmodernen Debatten der Pictures Generation geht, in denen Konzepte wie Autorschaft, Originalität und fotografische Einzigartigkeit kritisch hinterfragt wurden, oder um die aktuelle neumodernistische Betonung der Fotografie als überhöhtes Objekt. James Wellings stete Erkundung der konzeptuellen und ästhetischen Grundlagen, die das Medium formen und definieren, macht ihn zum wichtigen Vorbild für eine ganze Generation zeitgenössischer Fotokünstler. Seine Weigerung, sich auf eine bestimmte Produktionsform von Bildern festzulegen, charakterisiert das breit gefächerte Werk des in Los Angeles lebenden Künstlers.