Das Werk des amerikanischen Fotografen und Soziologen Lewis Hine (1874–1940) sollte für eine bessere Welt einstehen. Er wünschte sich enthusiastisch, dass sich die Amerikaner der Ungerechtigkeiten im amerikanischen Recht bewusst werden. Gleichzeitig stand er für die Überzeugung ein, dass jeder Mensch, jedes Individuum den vollen Respekt der anderen verdient. Fotografie, so seine Perspektive, war das beste Werkzeug, um dies sichtbar und deutlich zu machen. In diesem Sinne reiste Lewis Hine u.a. für das National Child Labor Committee (NCLC) 75'000 km durch die Vereinigten Staaten und fotografierte Kinder bei ihrer Arbeit in der Landwirtschaft, in den Minen, Fabriken, Nähateliers und auf den Strassen. Seine Bilder sind nicht nur mitverantwortlich für ein neues Bewusstsein und erste Reformen gegen die Kinderarbeit. Ebenso begründen sie einen der frühesten und wichtigsten Beiträge zum Genre der sozialdokumentarischen Fotografie. Die Themen sind auch einhundert Jahre später die gleichen geblieben: Wir haben heute selbst in Europa intensive Migrationsbewegungen, die in Zukunft weiter zunehmen werden. Kinderarbeit kennen wir hierzulande zwar nicht mehr, jedoch auch nur, weil wir die industriellen Produktionszweige, die mit Kinderarbeit operieren, in ferne Länder ausgelagert haben. 1930 erhielt Hine den Auftrag, den aufwendigen Bau des Empire State Building in New York fotografisch zu begleiten. Zusammen mit seinem Sohn Croydon machte er über 1000 Aufnahmen von den schwindelerregenden Arbeiten (14 Arbeiter starben bei diesem Bau) am schliesslich 381 Meter hohen und heute weltberühmten Gebäude.