Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter
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Haus der Kunst München

Haus der Kunst München, Foto: Jens Weber, München
Haus der Kunst München, Foto: Jens Weber, München
Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter
Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter

Prinzregentenstr. 1
80538 München
Tel.: 089 21127 115
Homepage

Öffnungszeiten:

Mo-So 10.00-20.00 Uhr
Do 10.00-22.00 Uhr

Mark Leckey: Als ob

30.01.2015 - 31.05.2015

Flamboyant und dandyhaft - so lassen sich die ersten Werke von Mark Leckey beschreiben. Mit dem Video „Fiorucci Made Me Hardcore", einer Ode an die britische Dancehall- und Clubkultur der 1970er- bis späten 1990er-Jahre, hatte Mark Leckey 1999 seinen Durchbruch. Anschließend nahm seine künstlerische Laufbahn Tempo auf: Fünf Jahre nach seiner ersten Einzelausstellung im Migros Museum in Zürich (2003) gewann Mark Leckey 2008 den Turner Prize für Ausstellungen in Köln und Dijon.
Dabei war der 1999 erlangten Bekanntheit eine fast zehnjährige Abstinenz vom Kunstbetrieb vorausgegangen: Nach seinem Abschluss am Newcastle Polytechnic (1990) und bis 1999 entstanden nur wenige Arbeiten, z.B. „The Model" (1994) und „Are You Waiting" (1996); letztere wurde länger nicht gezeigt und ist Teil der Ausstellung.
Die Präsentation im Haus der Kunst gliedert sich in vier Kapitel: Autobiografie, Sound Systems, ZooVidTek und GreenScreenRefrigeratorAction.
Autobiografie
Die künstlerische Produktion der 1980er-Jahre war Mark Leckey oft zu distanziert und ironisch; Werke „kritischer Desinteressiertheit", wie sie damals üblich waren, wollte er selbst nicht schaffen und entschied, den eigenen autobiografischen Hintergrund als Material zu benutzen. Dieser dient als Schablone, in der auch jeder andere Themen wiedererkennen kann, die seine eigene Biografie geprägt haben: z.B. die Veränderung der Medien und damit auch unserer Kommunikation. Mark Leckey erzählt also mit seiner spezifischen Geschichte auch die einer Jugendkultur; Alex Kitnick spricht im Katalog von „everybody's autobiography".
„Was der Titel [...] für mich bedeutet, ist diese Investition von Energie in etwas, das so kitschig und kommerziell ist wie ein kurzzeitig angesagtes Paar Jeans [...], sagt Mark Leckey über „Fiorucci Made Me Hardcore", „und dieser Glaube an die Marke, dass sie irgendwie einen 'Lebensstil' symbolisiert, wird fast etwas Heiliges." Der Film ist eine 15 min lange Chronik von den Northern-Soul-Partys der 1970er- bis zu den Raves der späten 1990er-Jahre: Jugendliche bewegen sich selbstvergessen bis ekstatisch zur Musik, in geräumigen Dancehalls wie in kleinen Studios. Mark Leckey selbst, 1964 in der Nähe von Liverpool geboren, kam für die Northern-Soul-Partys knapp zu spät. So spricht aus dem Footage-Material, das er damals noch aus Archiven zusammentragen musste, auch die Nostalgie, vollkommen in dem kollektiven Erleben der Musik aufzugehen.
Von Mark Leckeys neuestem Video wird im Haus der Kunst eine erste Roh-Version gezeigt. Die Handlung setzt 1954 ein, zehn Jahre bevor Leckey auf die Welt kam, mit der Geburt von Rock'n'Roll als Vaterfigur, und endet 1999 mit der Bedrohung durch das Jahr-2000-Problem, den Millennium-Bug. Wie auf einem Album mit verschiedenen Tracks erzählt Mark Leckey Stationen der Entwicklung: das Erwachen erotischen Begehrens, als er seine „Tante" im Schlafzimmer beobachtet, oder die Suche nach einer Spur, die zu ihm selbst führt - ein Joy Division Matinee-Konzert, das er 1979 besucht hat und das jetzt auf YouTube zu sehen ist.
Im Vorraum zu dem Kino, in dem das neueste Video und „Fiorucci Made Me Hardcore" gezeigt werden, stehen Pappaufsteller in Form von Strommasten. Sie sind eingehüllt in das orangefarbene Licht von Straßenlaternen, das die Farben verblassen lässt, als wären es Erinnerungen.
Sound Systems
Die fünf Lautsprechersysteme im Zentrum der Ausstellung bilden eine Art Schaltzentrale. Es sind Ensembles aus Lautsprechern, die wie Skulpturen wirken und dennoch ihre ursprüngliche Funktion behalten: Sie transportieren Klang und Schall. Quelle der Inspiration waren Straßenpartys und mobile Diskotheken. Als alternative Form der Kontaktaufnahme zwischen Mensch, Technik und Kosmos bricht Mark Leckey mit diesen Sound Systems die Distanz auf, die oft zwischen Kunst und Betrachter herrscht. Die fünf Sound Systems werden hier erstmals vereint; ihre Anordnung lässt an Stonehenge und andere Orte mit magischer Wirkung denken, an denen „Dinge wie von selbst geschehen".
ZooVidTek
Dieser Teil der Ausstellung, von Mark Leckey in Anlehnung an eine Sammlung antiker Bildhauerarbeiten (Glyptothek) „ZooVidTek" genannte Teil der Ausstellung versammelt Filme und Videos der letzten zehn Jahre. Sie alle zeigen Objekte, die von Leckey zum Leben erweckt werden: So zum Beispiel in „Felix the Cat" die gleichnamige Comicfigur, die bei den ersten Fernsehübertragungen in den späten 1920er-Jahren als Testobjekt fungierte. Sie steht vor einem mechanischen Scanner auf einer sich drehenden Grammophon-Scheibe. Quietschende Geräusche unterstreichen die damals noch sehr mühevolle Transformation eines Objekts in ein Fernsehbild.
GreenScreenRefrigeratorAction
Im Schnelldurchlauf durch die Mediengeschichte präsentiert Mark Leckey in „GreenScreenRefrigeratorAction" einen Kühlschrank vor einem monochrom grünen Hintergrund (Greenscreen), wie er im Film bei digitaler Produktion verwendet wird. Der Kühlschrank wird als Fetischobjekt inszeniert und wirkt wie eines dieser 'intelligenten' Geräte, das die Bedürfnisse seines Besitzers kennt und antizipiert. In dem dazugehörigen Video präsentiert er sein Innenleben, vergleicht sich mit verwandten Gegenständen einer allgegenwärtigen Produkt- und Markenwelt. Dazu spricht er in einem inneren Monolog von seiner kosmischen Verbundenheit mit den Dingen, mit Sonne, Mond und Universum („My kith and kin between the Sun and Moon" / „Meine Anverwandten zwischen Sonne und Mond").
Mark Leckey nimmt nicht die Position eines Kritikers ein; vielmehr ergibt er sich der Faszination und Sogwirkung, die solche Produkte und Entwicklungen auf ihn selbst ausüben. „GreenScreenRefrigeratorAction" wird zu einem Bild für eine Gesellschaft, in der unsere Beziehungen zunehmend mit Dingen bestehen, statt wie früher zu anderen Menschen. Wir sprechen zu unseren Maschinen - und sie sprechen zu uns.

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