Das Josef-Hegenbarth-Archiv des Kupferstich-Kabinetts Dresden hütet mit dem Nachlass des Künstlers am Ort seines Schaffens einen ganz besonderen Schatz. Nicht nur die dort verwahrten Zeichnungen, Druckgrafiken und Gemälde Josef Hegenbarths geben Auskunft über ein schöpferisches, facettenreiches Leben, sondern auch seine umfangreiche private Sammlung von Werken befreundeter Künstler und Kollegen. Diese kamen vor allem als Geschenke und Freundschaftsgaben in seinen Besitz und dokumentieren nachdrücklich, welch weit verzweigtes Netzwerk sich um Hegenbarth spannte.
Nachdem ihm 1954 der Nationalpreis der DDR II. Klasse für seine Illustrationen zu Nikolaj Gogols „Die toten Seelen“ und Johann Wolfgang von Goethes „Reineke Fuchs“ verliehen worden war, entschied sich Hegenbarth, mit der Hälfte des Preisgeldes eine Stiftung zu gründen, um grafische Arbeiten Dresdner Künstlerfreunde für das Kupferstich-Kabinett anzukaufen. Hierdurch unterstützte er unter anderen Albert Wigand (1890-1978), Max Lachnit (1900-1972), Helmut Schmidt-Kirstein (1909-1985), Hans Körnig (1905-1989) und Hans Theo Richter (1902-1969) nicht nur finanziell, sondern ließ sie auch ideell an seinem Preis teilhaben. In Zeiten der Formalismusdebatte sicherte er ihnen damit einen Platz in einer öffentlichen Sammlung.
Hegenbarth stellte für die Stiftung 25.000 DM Grundkapital zur Verfügung. Die Auswahl der Künstler erfolgte durch eine Jury, der neben ihm selbst und seiner Frau Johanna die Künstler Karl Kröner (1887-1972), Hans Theo Richter und Fritz Winkler (1894-1964) sowie als Vertreter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Direktorin Dr. Gertrud Rudloff-Hille und Henner Menz, Leiter des Kupferstich-Kabinetts (damals Graphische Sammlung), angehörten.
Die Ausstellung zeigt Werke dieser bedeutenden Stiftung in Ergänzung mit ausgewählten Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien des Hegenbarthschen Nachlasses, der 260 Blatt von mehr als 70 Künstlern umfasst. Darunter befinden sich Werke von Otto Dix (1891-1969), Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), Alfred Kubin (1877-1959), Karl Hofer (1878-1955), Frans Masereel (1889-1972), Max Schwimmer (1895-1960) und Hugo Erfurth (1874-1948).