Die außergewöhnliche Dauerausstellung „KPM WELT“ lädt seit dem 07.09.2007 zu einem rund 500 m langen Rundgang durch die Produktionsstätte des ältesten noch in Berlin existierenden Handwerksbetriebes ein: in die im Jahre 1763 von Friedrich dem Großen erworbene Porzellan-Manufaktur, die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin.
Der Besucher wird durch einen Teil des Gebäudekomplexes geführt und gewinnt dabei anhand kostbarer Schaustücke einen Überblick über die Geschichte des Berliner Porzellans. Zugleich mit dem Herstellungsprozess werden ihm die Bedeutung und die Qualitätsmerkmale künstlerisch-handwerklichen Schaffens auf höchstem Niveau vermittelt, eine auf langer Tradition beruhende Kompetenz und Meisterschaft. Diesen Qualitätsmerkmalen begegnet er in den Porzellanen wieder, die heute in den der Ausstellung benachbarten Räumen gefertigt werden.
Zu Beginn des Rundgangs begegnet dem Besucher die Geschichte des Blauen Zepters, des Markenzeichens der Königlichen Porzellan-Manufaktur. Als Vorbild für die Kuppel über dem „Zepterraum“ dient der Sternenhimmel, den Karl Friedrich Schinkel für das Bühnenbild von Mozarts Zauberflöte entworfen hatte.
Nach einer Auswahl aus der Anfangsphase der Berliner Manufaktur (unter Wegely und Gotzkowsky) stehen Teile aus Tafelservicen im Mittelpunkt, die Friedrich der Große für seine Schlösser fertigen ließ.
In den Vitrinen trifft man auf Hauptzeugnisse sowohl in der Formgebung wie auf dem Gebiet der Ornamentik, hier vor allem der Goldgravur, sowie der Blumen- und Vedutenmalerei. Hierdurch etablierte sich die KPM an der Spitze der europäischen Porzellanherstellung.
Dem Historismus im späten 19. Jahrhundert verdankt das Berliner Porzellan raffinierte Dekore, zukunftsweisende Techniken auf dem Gebiet der Glasur und nicht zuletzt die Weichmalerei mit ihrer atmosphärischen Erfassung von Blumen und Landschaften.
Aus der Fülle der im KPM-Archiv erhaltenen Beispiele zur Moderne, vom Jugendstil bis zur Gegenwart, lässt sich nur ein Ausschnitt zeigen. Die Manufaktur öffnete sich im 20. Jahrhundert wie keine andere neuesten künstlerischen Tendenzen und brachte Porzellane hervor, die zeitlos wirken und in ihrer Eleganz in keiner Weise hinter den Beispielen aus älterer Zeit zurückstehen.
Ein Kernstück der Ausstellung ist die historische Ringkammerofenhalle mit der in ihr aufwändig gestalteten Präsentation. In den Ofenkammern wird dem Besucher die Qualität des Porzellans, insbesondere der Entstehungsprozess charakteristischer Gegenstände, nahe gebracht. An anderer Stelle wird ausführlich zum einen auf den künstlerischen Entwurf, ausgehend von der Linie bis hin zum konvex-konkaven Modell einer durch Licht und Schatten spannungsvoll modellierten Gefäßform, zum anderen auf den Facettenreichtum der Porzellanmalerei und der ihr zugrunde liegenden Studien und Vorlagen eingegangen.
Der weitere Rundgang führt ein Stück in den inneren Bereich der Manufaktur und gestattet einen Blick in das Modellarchiv. Dem Besucher bestätigt sich die ihm schon zuvor vermittelte Ahnung einer fast unermesslichen Vielzahl vorhandener Formen – ein Reichtum an Form gewordenen Gestaltungsideen, die sich hier im Laufe von rund zweieinhalb Jahrhunderten angesammelt hat.
Richtete sich in der Ringkammerofenhalle das Interesse vor allem auf das ästhetische Erscheinungsbild des Porzellangegenstandes im Verlauf seiner Genese, so kann man im Folgenden in einer Arbeitsstätte, in die der Besucher vom Modellkeller aus gelangt, dem Handwerker und Künstler bei seiner Tätigkeit, beim Drehen, Garnieren oder Bemalen, über die Schulter blicken.
In dem festlich wirkenden Boccherini-Saal wird der Besucher in die Zeit der großen königlichen Tafelgeschirre zurückversetzt. In ihm ist eine große Tafel mit einem kostbar gestalteten Service aus dem späten 19. Jahrhundert gedeckt: man wird gewahr, welche Schönheit luxuriöse Repräsentation einst hervorzubringen wusste – eine Schönheit, die zum Genuss einlädt und in Schlössern und Museen heute für jedermann zugänglich ist.
Der die Ausstellung beschließende Raum zum Thema Modern Living lässt die gegenüber vergangenen Zeiten keineswegs geringere Bedeutung des Porzellans in heutigem Gebrauch sichtbar werden. Damit ist eine Brücke zur Manufaktur-Verkaufsgalerie der KPM geschlagen, die man nach dem Erlebnis der Ausstellung womöglich mit anderen Augen betritt – vielleicht auch mit dem Wunsch, den genussvollen, sinnlichen Umgang mit Porzellan gleichfalls im eigenen, individuellen Lebensbereich zu erfahren.
Die KPM Welt sieht ihr Ziel darin, Kontaktstelle und Forum für die Liebhaber des Berliner Porzellans zu sein.
Nach dem Rundgang bietet das neue KPM Café den Gästen einen genussvollen Ausklang der Reise durch die Welt des königlichen Porzellans. Mit Blick auf die KPM Welt kann das Erlebte beim Genuss kleiner Gaumenfreuden – selbstverständlich serviert auf königlichem Porzellan (Service URBINO) - Revue passieren.