Diese Ausstellung wird in dialogisch einander ergänzender Doppelpräsentation zweier signifikanter autonomer Einzelpositionen – jener des deutschen Künstlers und Computer-Komponisten Florian Hecker (geboren 1975 in Augsburg, lebt in Edinburgh und Wien) und jener des US-amerikanischen Bildhauers John McCracken (1934-2011) – den White Cube-Hauptraum des Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien als Erfahrungsraum multimedial prüfen und vermessen. Die skulpturalen leuchtend monochromen „Planken“ des 2011 verstorbenen Künstlers wirken in der Ausstellung zwischen Boden und Wand des Ausstellungsgebäudes, markieren gestisch Ausstellungskonzepte der Moderne auch durch die Arbeit selbst, und kennzeichnen dabei durch ihr bloßes an der Wand Lehnen eine hybride Übergangsstelle zwischen Malerei und Skulptur. McCracken sah die zu seinen Schlüsselwerken zählenden und seit Mitte der 1960er-Jahre geschaffenen „Planken“ nicht nur zwischen zwei Welten existierend – dem Boden einerseits, der für ihn die physikalische Welt stehender Objekte, Bäume, Autos, Häuser, Menschen und den Rest repräsentierte, und der Wand andererseits, die bei ihm für die Welt der Imagination, illusorisch malerischen, aber auch menschlich geistigen Raumes stand – sondern auch als kommunikative, reine Formen, die ihre eigene Oberfläche, Struktur und temporäre Präsenz stets mitthematisieren. Bezüglich der Wirkung dieser Arbeiten notierte McCracken einst in sein Tagebuch knapp: „Eine erfolgreiche abstrakte Skulptur abstrahiert tendenziell auch den sie umgebenden Raum.”
Im verschärft zusätzlich abstrahierenden Gegenzug dramatisiert Florian Hecker in seinen computer-generierten Sound-Arbeiten Raum, Zeit und auditive (Selbst-)Wahrnehmung innerhalb der „Live”-Bedingungen des Ausstellungskontexts. In einer festgelegten Abfolge entfalten sich die Strukturen über eine Konstellation von drei von der Decke abgehängten Lautsprechern. Diese zum Teil pointillistischen, scharfkantigen und äußerst dynamischen Reihen spezifischer akustischer Ereignisse rufen zugleich Sensationen, Erinnerungen und Assoziationen in raumumfassender wie unvorhersehbarer Intensität zugleich hervor. BetrachterIn, Sound und der dabei in seiner auratischen Bestimmung akustisch sich stetig verändernde Ausstellungsraum werden zu Komponenten eines Amalgams für das es, bei aller formalen und strukturellen Strenge, keine ideale Perspektive zu den Kompositionen gibt.
Hecker öffnet mit seinen synthetischen Arbeiten eine phänomenale Grauzone zwischen verschiedener Konventionen musikalischer Psychologie und Psychoakustik, einen Bereich „in der die Kohärenz der Erfahrung durchbrochen wird; in dem Objekte an mehreren Plätzen zugleich existieren können, wo Ereignisse sich im Raum verwischen, der Strom von Erfahrungen auseinanderstrebt, zusammenläuft und unterbrochen wird; eine Welt, wo die Bedingungen der Objekthaftigkeit in einer Weise auf die Probe gestellt werden, die am besten als ‚halluzinatorisch‘ bezeichnet werden kann.”
Die Ausstellung Florian Hecker / John McCracken steckt in dieser Kombination erstmalig einen Rahmen ab, in der die Verschiebungen der Grenz- und Kontaktzonen, in denen Skulptur und Sound aufeinander wirken, in einem Raum, der nicht nur geometrische, architekturale sondern auch zeitliche und subjektive Strukturen aufweist, ästhetisch erfahrbar bzw. für ihre Bedingungen, Eigenschaften und Intensitäten sensibilisiert werden.
Potentiell nähern und verstärken sich die künstlerischen Positionen John McCrackens und Florian Heckers so gerade an einem Punkt, an dem das Verlassen des physischen Ortes, des Künstlerhauses, der Halle für Kunst & Medien, des diskursiven, institutionellen, sozialen Erfahrungs-zusammenhangs oder des theoretischen Konzepts möglich scheint.