Die Wandmalerei galt Ende der 1960er-Jahre als rebellische Geste gegenüber dem Kunstmarkt, da die Arbeiten nicht ohne weiteres verkauft werden konnten. Heute sind temporäre Wandarbeiten und -installationen fester Bestandteil der Kunstproduktion. Die Beschäftigung der Künstler mit dem Raum außerhalb der klassischen Bildgrenzen, der «Ausstieg aus dem Bild», wie ihn Laszlo Glozer in der Kunst des 20. Jahrhunderts beobachtet hat, markiert die Sprengkraft dieser wegweisenden Kunstform.
Die Ausstellung mit dem Titel «Auf Zeit» nimmt ihren Ausgang in der Rekonstruktion herausragender Arbeiten der 1960er- und 70er-Jahre von Sol LeWitt, Richard Tuttle und Blinky Palermo. Um den Bogen in die Gegenwart zu schlagen, werden abstrakte, figurative und Text-Arbeiten von Ernst Caramelle, Jimmie Durham, Douglas Gordon, Arturo Herrera, Imi Knoebel, Michel Majerus, Gordon Matta-Clark, Dan Perjovschi, Kay Rosen, Bridget Riley, Ulrich Rückriem, Kilian Rüthemann, Karin Sander, Thomas Schütte, Anri Sala, Josh Smith, Rinus Van de Velde, Alexander Wagner, Kara Walker, Lawrence Weiner, Richard Wright unmittelbar auf den Wänden realisiert. Die Kunsthalle, deren Architektur von freistehenden Wänden bestimmt ist, bietet außergewöhnliche Voraussetzungen für diese besondere Ausstellung. Hinzu kommt, dass mit Otto Herbert Hajeks “Farbweg” im Treppenabgang zur Studiengalerie bereits seit 1971 eine Wandarbeit unser Haus ziert.