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KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunsthalle Fridericianum


Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
Tel.: 0561 707 270
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-20.00 Uhr

Matias Faldbakken: That death of which one does not die

28.08.2010 - 14.11.2010
Der norwegische Künstler Matias Faldbakken ist für seine direkte, provokante und radikale Haltung international bekannt. In seiner künstlerischen Produktion setzt sich Faldbakken mit gesellschaftlichen Konventionen auseinander und tritt der Populärkultur mit einer Antigeste entgegen, in der Verweigerung und Destruktion mit Formen des Chaos und Vandalismus verschmelzen. Die Medien und Produkte, die aus Populär-Gesellschaften erwachsen und soziale Ordnungssysteme mitbestimmen, dienen ihm dabei sowohl als konzeptueller Ausgangspunkt als auch als künstlerisches Werkzeug. Während Alltagsmaterialien und Objekte aus der Kulturproduktion wie Zeitungen, Magazine, Fernsehen, Video und Internet sowie Sprayfarbe, Klebeband und Marker zu seinen Arbeitsmaterialien zählen, spielt die Sprache in Faldbakkens Werk immer wieder eine zentrale Rolle. Textbasierte Arbeiten als größere Wandinstallationen, als Leinwandarbeiten, Zeichnungen, Drucke oder als Graffiti durchziehen sein gesamtes Oeuvre und bilden den Tenor einer komplexen Haltung der Ablehnung. Vor diesem Hintergrund erweisen sich Faldbakkens jüngere Arbeiten, in denen er das Statement, das Zitat, die Phrase oder das Wort auf Akronyme oder abstrahierte Zeichen bis zur Unkenntlichkeit reduziert, als extreme und radikale Umsetzung und Folge des verneinenden Grundgedankens. Reduktion und Abstraktion als Mittel, sich von der Welt abzuwenden, sowie die destruktive Geste, die sich im spontanen Akt und der flüchtigen bis demolierenden Bearbeitung äußert, dienen Matias Faldbakken einer künstlerischen Attitüde, die sich zudem in einer Antiästhetik manifestiert, mit der er sich explizit gegen die konventionelle Kunstproduktion richtet. Sich der Kunstpraxis sowohl bedienend als auch diese persiflierend zeigt Faldbakken in seinen jüngsten Arbeiten destruierte skulpturale Objekte aus dem Alltag wie Metallspinde oder Zeitungsständer oder serielle Produktionen mal als gerahmte Drucke und mal aus Plastiktüten, die er weiter bearbeitet. Diese künstlerische Haltung wird auch in seiner Einzelausstellung THAT DEATH OF WHICH ONE DOES NOT DIE in der Kunsthalle Fridericianum umgesetzt. Vor dem Hintergrund der traditionsreichen Geschichte des Hauses als Museum und renommierter Ausstellungsort konzipiert Faldbakken ein Gegenkonzept, das sich einerseits in einer salonartigen Präsentation äußert und andererseits in materieller und visueller Zurücknahme sowie eines vandalisierenden Gestus äußert. Mit der Architektur des großzügigen musealen Raums sowohl spielend als auch opponierend wird der Künstler eine mehr als dreißig Werke umfassende Serie der „garbage bag drawings“ präsentieren, welche die gesamte Ausstellungsfläche dominiert. Diese Arbeiten, die auch als Weiterentwicklung der bekannten Tape-Serien verstanden werden können und speziell für diese Ausstellung produziert werden, weisen abstrahierte Abkürzungen und Akronyme auf, die beabsichtigt flüchtig und unsauber mit schwarzem Marker auf großen Müllsäcken gezeichnet sind. Die Säcke selbst sind einheitlich und präzise gerahmt und stellen somit eine direkte Auseinandersetzung mit der konventionellen Kunstpräsentation her. Dieser Motivation entsprechend bestimmen die „garbage bag drawings“ den gesamten Hauptflügel der Kunsthalle Fridericianum. In geordneter Reihung gehängt verweisen nur die Zeichnungen auf eine Irregularität, die sich im anschließenden Seitenflügel vollends in Unordnung und Chaos auflöst. Die Säcke werden dort überwiegend ungerahmt und ohne Struktur an den Wänden befestigt, dabei sowohl sich selbst als auch die Fenster überlappend. Die Auflösung der Ordnung in Chaos wird von einer Installation aus Feuerlöscherschaum untermauert, einer Gemeinschaftsarbeit mit Anders Nordby, die die Wände und einen Großteil des Bodens überlagert, so dass das Material von den Besucher/innen mitgetragen und verbreitet wird. Destruktion und Vandalismus erweisen sich hier als die Grundpfeiler einer Kunstproduktion, die letztlich auch sich selbst verneint.

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