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Kunsthalle Mannheim


Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim
Tel.: 0621 293 6430
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Mi bis 20.00 Uhr

Der doppelte Kirchner

06.02.2015 - 31.05.2015

Auch ich muss etwas sparen jetzt, und das Material ist sehr kostspielig geworden. Aber die Leinwand hat Gott sei Dank 2 Seiten“, schrieb Ernst Ludwig Kirchner 1919. Und so löste Kirchner, einer der weltweit bekanntesten deutschen Expressionisten, eine Vielzahl seiner Gemälde aus ihrem Keilrahmen, spannte sie anders herum wieder auf und bemalte sie erneut. Diese Rückseiten-Bilder stellen heute in Kunstwissenschaft und Kunsthandel ein heiß diskutiertes Thema dar Die Kunsthalle Mannheim rückt sie gemeinsam mit dem Kirchner Museum in Davos und dem Kirchner Archiv in Wichtrach erstmals ins Zentrum einer Ausstellung.
Den Anstoß gab die Wiederentdeckung des „Marokkaners“ (1909/1910) im Jahr 2009 auf der Rückseite des Kirchner-Gemäldes „Gelbes Engelufer, Berlin“ (1913). aus der Sammlung der Kunsthalle Mannheim.
Anhand 16 exemplarischer doppelseitiger Werke stellt die Schau „Der doppelte Kirchner. Die zwei Seiten der Leinwand“ das spannende Feld der Werk- und Künstlerforschung vor und präsentiert die unterschiedlichen Perspektiven des Kunstbetriebs auf diese künstlerische Sonderheit, um eine wissenschaftliche und kuratorische Auseinandersetzung mit dem Phänomen in Gang zu setzen. Zentraler Punkt ist dabei der Umgang mit Rückseitenbildern im Kunstbetrieb oder die Frage nach den Möglichkeiten der Präsentation im musealen Raum.
Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) zählt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Durch seine avantgardistische Lebenseinstellung und seinen befreiten Umgang mit Form und Farbe, hat er die Malerei des frühen 20. Jahrhunderts revolutioniert. Nach seinem Architektur-Studium gründete er 1905 zusammen mit Erich Heckel, Fritz Bleyl und Karl Schmidt-Rottluff die Künstlergruppe „Die Brücke“, deren Ansinnen es war, eine Verbindung (‚Brücke‘) zwischen Vergangenheit und Moderne zu bilden. Nach seiner Beteiligung als Freiwilliger im ersten Weltkrieg erlitt Kirchner einen Nervenzusammenbruch und wurde fortan medikamentös behandelt. 1917 siedelt er nach Davos in der Schweiz über. Nachdem 1937 die Nationalsozialisten 639 Kirchner-Gemälde aus Museen entfernten – wovon 32 im Rahmen der Ausstellung „Entartete Kunst“ geächtet wurden – zerstörte Kirchner im März 1938 einen Teil seiner Bilder selbst und setzte seinem Leben im Juni 1938 ein frühes Ende.

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