Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte in den USA eine Reihe an bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten hervor, deren Arbeit das globale Kunstverständnis nachhaltig prägte. Die amerikanische Avantgarde der 1950er Jahre, deren Gründerväter neben Jackson Pollock die in der Ausstellung vertretenen abstrakten Expressionisten Willem de Kooning und Mark Rothko waren, bewirkte eine Verlagerung des Zentrums zeitgenössischer Kunst von Paris hin nach New York.
Mark Rothkos emotional und zugleich meditativen Farbflächengefüge haben vor dem Hintergrund ihrer aktuell außergewöhnlichen Entwicklung auf dem Kunstmarkt bis heute nicht an Bedeutung eingebüßt. Zwei Arbeiten seines Hauptwerkes stehen im Zentrum dieser Ausstellung.
Einen radikalen Gegenpol zur gestischen Malweise des abstrakten Expressionismus setzte Anfang der 1960er Jahre die auf Objektivität bedachte Minimalismus-Bewegung. Eine strenge Reduktion auf einfaches geometrisches Formengut, die Fokussierung auf Klarheit und Stringenz liegen als Grundprinzipien dem Schaffen von Agnes Martin, Robert Mangold und Ellsworth Kelly zugrunde. Plastische Beiträge in dieser Gruppenausstellung leisten hierzu Werke von Dan Flavin und Donald Judd.
Eine Schlüsselrolle in der Übergangsphase zur Pop-Art nahm ab Mitte der 1950er Jahre Robert Rauschenberg mit seinen berühmten Combine Paintings ein. »Summer Rental« von 1960 ist eine Kombination aus abstrakt-expressionistischer Malweise und der Integration von Fundstücken – in diesem Fall Zeitungsausschnitten – aus dem täglichen Leben.
Die Konzentration auf Alltagsgegenstände und massentaugliche Motive aus einer erstarkenden Konsumgesellschaft machten sich namhafte Vertreter der Pop-Art wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Tom Wesselmann zu eigen. In zahlreichen Werkserien rezipierte Andy Warhol, dessen Person selbst als wohl schillerndste Pop-Art-Ikone des 20. Jahrhunderts gilt, berühmte Vorbilder aus Film, Politik wie auch Jahrhunderte alter Kunstgeschichte. Zu Letzteren zählen seine in dieser Ausstellung gezeigten Werke »Goethe« nach Johann H. W. Tischbein sowie das »Last Supper« nach Leonardo da Vinci.
In den 1980er Jahren bildet sich in New York unter dem Deckmantel der jungen Wilden oder dem Neo-Pop eine neue dynamische, von der Graffitikunst inspirierte Künstlergeneration heraus. Sowohl Keith Haring mit seinem äußerst populären Werk aus Strichmännchen als auch Jean-Michel Basquiat mit seinen an Symbolen und Piktogrammen überladenen Gemälden erregten international schnell großes Aufsehen.
Einen wichtigen Schwerpunkt der Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt bildet eben diese amerikanische Malerei, die in ihrer ganzen Bandbreite nun Inhalt der erneuten Sammlungspräsentation ist. Diese Ausstellung, die ein halbes Jahrhundert umfasst, bietet damit einen Überblick über die wichtigsten Strömungen der Nachkriegszeit bis hin zur Jahrtausendwende in den USA.