21.02.2010 - 18.04.2010
Der Wuppertaler Armin T. Wegner (*1887, Elberfeld, †1978, Rom) – Schriftsteller, Essayist, Reisender und kritischer Beobachter seiner Zeit – zählt zu den weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Bekannt wurde Wegner durch seinen von spätromantischen
Naturbildern geprägten Lyrikband „Zwischen zwei Städten“ (1909) und seiner expressionistisch anklagenden Lyrik gegen den voranschreitenden Kulturverlust in „Das Antlitz der Städte“ (1917). Zum berühmten Bestsellerautor avancierte er in den zwanziger Jahren mit seinen Reiseberichten „Fünf Finger über Dir“ (1929) und „Am Kreuzweg der Welten“ (1930). Die Texte des vom Orient faszinierten Schriftstellers erzählen von seinen ausgedehnten und abenteuerlichen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau, der jüdischen Dichterin Lola Landau, unternahm und zeugen zugleich von seiner Leidenschaft zum Leben.Bei all seiner Lebensfreude und seinem unbändigen Maß an Weltvertrauen vergaß er jedoch nie, auch hinter die Kulissen des Zeitgeschehens zu blicken. So wurde er u.a. 1915 Zeuge der Vertreibung der Armenier durch die Türken.
Der umfangreiche Nachlass des Dichters und leidenschaftlichen
Fotografen befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Er umfasst neben Briefen, Tagebüchern, Arbeitsmaterialien und einigen Romanfragmenten auch etwa 6700 Fotografien.
Das Kunstmuseum Solingen zeigt einen charakteristischen
Teil dieser fotografischen Arbeiten, von eben jenen Reisen durch den Kaukasus nach Persien, Palästina und Ägypten. Er ist in sofern kulturhistorisch bedeutsam, als er ergänzend zu den Reiseberichten Wegners tiefe Einblicke in das Alltagsleben der frühen Sowjetunion sowie des damals noch „illegalen“ Staates
Israel gewährt.
Von den Aufnahmen, die Wegner mit einer einfachen Plattenkamera von der Vertreibung und den Morden an den Armeniern machte, sind nur die Glasdiapositive zu einem Vortrag überliefert, den er zwischen 1919 und 1924 hielt. Sie sind in neuen Drucken ausgestellt. Die zahlreichen, auf den Reisen mit der Leica aufgenommenen Bilder sind zumeist nur noch in Form maschineller Papierabzüge vorhanden. In Familienbesitz fanden
sich vor einiger Zeit Kopien dieser Aufnahmen, die Wegner in Vorbereitung zu seinen Büchern montiert und beschriftet hat. Neben den erschütternden Bildern von der Vertreibung der Armenier bilden sie den Kern der Ausstellung.
Die Kabinettausstellung ist eine Ergänzung zur Literatursammlung Serke – erworben von der Else-Lasker-Schüler-Stiftung – die sich mit den verbrannten und verbannten Dichtern der beiden deutschen Diktaturen des letzten Jahrhunderts auseinandersetzt.