Selma Meerbaum-Eisinger wurde 1924 im Ort Czernowitz in der Bukowina geboren und im Dezember 1942 im Arbeitslager Michailowka in der Ukraine ermordet. Sie war eine deutschsprachige Dichterin, die als verfolgte Jüdin achtzehnjährig starb. Ihr Werk wird mittlerweile zur Weltliteratur gezählt.
Schon früh begann sie mit der Lektüre jener Autoren, die großen Einfluss auf ihr eigenes Werk ausüben sollten: Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Klabund, Paul Verlaine und Rabindranath Tagore. Ab 1939 begann sie, eigene Gedichte zu schreiben und aus dem Französischen, Rumänischen und Jiddischen zu übersetzen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das 1940 von Rumänien an die Sowjetunion abgetretene Czernowitz im Juli 1941 wurde die Familie Eisinger gezwungen, im Ghetto der Stadt zu leben. 1942 wurde die Familie in das Arbeitslager Michailowka deportiert.
Bei Selma Meerbaum-Eisingers überlieferten Gedichten handelt es sich vorwiegend um impressionistische Liebes- und Naturlyrik von beachtlicher Stilsicherheit, die von einer melancholischen Grundstimmung geprägt sind. Hilde Domin gestand einmal, die Gedichte Selma Meerbaum-Eisingers, die „so rein, so schön, so hell und so bedroht seien“, „weinend vor Aufregung“ gelesen zu haben. Das schmale Werk der jungen Autorin gehört neben den Gedichten Rose Ausländers und Paul Celans, mit dem sie einen gemeinsamen Urgroßvater hatte, zum großen literarischen Erbe der ausgelöschten deutsch-jüdischen Kultur der Bukowina.
Das Werk Selma Meerbaum-Eisingers umfasst 57 Gedichte, die von ihr zu einem mit Bleistift handschriftlich verfassten Album mit dem Titel „Blütenlese“ zusammengefasst worden waren. Dieses Album widmete sie ihrem Freund Lejser Fichman. Er gab es, bevor auch er starb, einer Freundin von Selma Meerbaum-Eisingers, die es mitnahm nach Israel. Dort wurden die Gedichte erstmals veröffentlicht.
Die eigentliche Entdeckung Selma Meerbaum-Eisingers erfolgte erst 1980 durch die Veröffentlichung ihrer Gedichte durch den Journalisten und Exil-Forscher Jürgen Serke, welcher von Hilde Domin auf die Gedichte aufmerksam gemacht worden war. Serke veröffentlichte das verschollene Album der Lyrikerin unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ im Verlag Hoffmann und Campe. Im November 2005 erschien eine Neuauflage, auch ein Hörbuch mit Iris Berben wurde produziert. Diese Schauspielerin las die Texte Selma Meerbaum – Eisingers anschließend im Kunstmuseum Solingen.