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Ein Produkt des freien Willens - David Hatcher, Michael Müller, Christine Würmell

18.11.2007 - 31.12.2007
Unter dem Titel "Ein Produkt des freien Willens" versammelt die Ausstellung Werke von David Hatcher, Michael Müller und Christine Würmell. Die Künstler haben sehr verschiedene Formulierungen für eine Untersuchung des – auch kritischen – Potentials der zeitgenössischen Kunst gefunden und denken über die Bedingungen und Wirkung ihrer Praxis im institutionalisierten Kunstkontext nach. In Anbetracht der Einverleibung selbst konzeptuell radikaler oder formal flüchtiger Ästhetiken in Kunstkanon und Kunstmarkt unternehmen Hatcher, Müller und Würmell denn auch keine Versuche, diesem strategisch entgegenzutreten, etwa mit einer Entdinglichung ihrer Werke. Sie stellen ihre Arbeiten bewusst in einen kulturhistorischen, institutionellen wie auch ökonomischen Bezugsrahmen, was sie auch durch kunsthistorische Verweise, besonders auf die historischen Avantgarden und die Konzeptkunst der 1960er Jahre, immer wieder deutlich machen. So entstammt der Titel der Ausstellung, "Ein Produkt des freien Willens", denn auch nicht einem philosophischen Essay, sondern zitiert die aktuelle Kampagne eines schwedischen Autokonzerns. Der Slogan verdeutlicht exemplarisch, in welchem Maße Werbung und Warenwelt sich in einer kapitalistischen Marktwirtschaft westlicher Prägung intellektuelle Diskurse einverleiben, einst revolutionäre Positionen für ihre Zwecke ummünzen und kritisches Gedankengut seines Gehalts entleeren. Hierauf richtet auch Christine Würmell ihr Augenmerk, deren Arbeiten sich als Bestandsaufnahmen unserer heutigen westlichen Kultur anbieten. Sie vereinen in sich Bilder und Texte aus den Bereichen Politik, Ökologie, Wirtschaft und Kultur. So demonstrieren sie nicht nur den inflationären Gebrauch politischer, nonkonformistischer Gesten und Konzepte durch Popkultur und Konsumindustrie, sondern auch das Ausbluten künstlerischer Formen und Inhalte im Zuge ihrer Historisierung und Eingliederung in den Markt. Zwar steht Würmell der gesellschaftsverändernden Macht von Kunst skeptisch gegenüber, doch bietet ihr gerade das Kunstwerk eine Plattform, auf der sie ihre Zweifel formulieren und auch überprüfen kann. Michael Müller wiederum hinterfragt in seinen Zeichnungen und Textarbeiten die generelle Vermittelbarkeit künstlerischen Tuns und künstlerischer Intentionen an den Betrachter. Dies geschieht durch bisweilen absurd anmutende Vorhaben von Textübersetzungen, aber auch durch den Verweis auf unlösbare philosophische und naturwissenschaftliche Fragestellungen. Müller überführt die Denksysteme oder Bildvorgaben des Wissenschaftsbetriebs in den Kunstkontext mit seinen eigenen Bezügen und Formalien. Er zielt auf die Diskrepanz zwischen szientistischer Methode und künstlerischem Ergebnis, zwischen der scheinbaren Grenzenlosigkeit des Denkens und den Beschränkungen all jener Systeme, an die es gebunden ist. David Hatcher bohrt in das philosophische und politische Fundament, auf dem wir heute stehen, um es auf seine Tragfähigkeit hin zu untersuchen. Dabei muss er konstatieren, dass vieles von dem, was einst als bahnbrechend galt, heute nur noch als Oberflächenornament im Markt zirkuliert. Hatcher reagiert darauf mit bewusst ansprechenden Kunstgegenständen, die um dieses Schicksal wissen. Mit seinen Installationen hingegen unternimmt er einen Versuch, dem Kunstwerk einen praktischen gesellschaftlichen Nutzen zuzuweisen. Er verschmilzt ein Interesse am Formalen mit dem Potential einer dialogischen Partizipation am und im Werk selbst, das nicht beliebigen Diskussionen als bloße Kulisse dient, sondern zum Instrument konkreter Lernerfahrungen wird.

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