Hatten Modernisierungstheorien lange Zeit postuliert, dass Modernität unweigerlich und überall zu einer Säkularisierung führt, so zeigen die Entwicklungen in vielen Teilen der Welt die Eurozentrik dieser Annahme. Modernität und Religion in Südostasien koexistieren nicht nur, sondern können sich bestens verstehen, gegenseitig verstärken, inspirieren, befruchten und reflektieren. Moderne Religiosität/religiöse Modernität wird auch von südostasiatischen Künstlerinnen und Künstlern vielfältig reflektiert und kommentiert. In Videos, Performances, in Installationen und Bildern wird die südostasiatische Moderne in ihrer religiösen Grundierung thematisiert. Die vibrierende Kunstszene etwa in Vietnam, Singapur oder Indonesien verweist nicht nur auf die zunehmende Einbindung in den globalen Kunstmarkt, sondern auch auf die Aneignung neuer künstlerischer Ausdrucksformen, mit denen ältere lokale Traditionen transformiert werden.
In der Ausstellung werden folkloristische Geschichte, Ritualobjekte, gefilmte Dokumentationen, zeremonielle Gegenstände sowie Alltagsgegenstände der Popkultur im Zusammenhang mit ausgewählten Kunstwerken gezeigt. Diese Auswahl ermöglicht den Besuchern einen Einblick in den historischen und den heutigen Kontext von Südostasien. Die Auswahl der Objekte und der zwischen ihnen und den künstlerischen Werken entstehende „Dialog“ wird zwischen der Kuratorin und Forschern der DORISEA aufgegriffen und weiter entwickelt. DORISEA plant zwei Events/Seminare mit ausgewählten Künstlern der Ausstellung, und eine Filmreihe mit südostasiatischen Geisterfilmen ist in Kooperation mit dem Kino Lumière geplant.
Ausstellung mit Riel Hilario, Nguyen Trinh Thi, Yudi Noor, John Frank Sabado, Ho Tzu Nyen, Apichatpong Weerasethakul, Entang Wiharso