Max Missmann (1874–1945), einer der bedeutenden Berlin-Fotografen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist bekannt für seine fulminanten Stadtansichten. In etwa 30 Bildpaaren treten seine Aufnahmen spannungsvoll in Dialog mit denen seines jüngeren Kollegen Jochen Wermann (geb. 1950). Der Berliner Fotograf folgte 2013 bis 2014 den Spuren von Missmann und nahm von nahezu denselben Standorten die teils völlig veränderte Stadtgestalt in den Fokus. Wermann stieß dabei auf Narben des Zweiten Weltkrieges, Folgen politischer Teilung und neuer Städtebaukonzepte sowie die immensen Umgestaltungen seit 1989. Die Fotografien zeigen Vertrautes und radikal Neues – eben Stadtgeschichte. Die künstlerische Handschrift beider Fotografen wird in der Ausstellung mit weiteren Bildserien vorgestellt. Missmanns „Berliner Typen“ und zeitgeschichtliche Bilder werden ebenso im Märkischen Museum zu sehen sein wie Wermanns s/w-Fotografien aus Ost-Berlin und eine Auswahl aus seiner jüngsten Arbeit „Ring Hundekopf“.
Stadtfotografie ist einer der zentralen Sammlungsschwerpunkte der Fotografischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin, sie zählt zu den ältesten Berlins. Das Märkische Museum sammelte seit 1874 systematisch das zu dieser Zeit modernste Bildmedium und erwarb etwa 1.100 Abzüge von Missmann zu seinen Lebzeiten. Mindestens 24.000 Aufnahmen hatte Missmann für Großindustrie, Behörden, Verlage und Kunsthandlungen geschaffen, wie an den aufsteigenden Negativnummern in seiner Bildmarke erkennbar ist.
Auch Jochen Wermann steht mit seiner nunmehr fast 30-jährigen Arbeit in der langen Tradition von engagierten Fotografen, deren besonderes Interesse dem sich verändernden Stadtraum gilt und die mit ihrer künstlerischen Arbeit das bildliche Gedächtnis Berlins schaffen. Von ihm sind etwa 300 Arbeiten im Museumsbestand.
Ganz aktuell haben auch Jugendliche der Carl-von-Ossietzky-Schule die Stadt nach ihrem Wandel befragt. Wie sah Berlin vor hundert Jahren aus? Wie nach dem Krieg? Und wie vor der Wende? Im Rahmen ihres Projektes „Metropole Berlin: 1905/1945/1985/2025“ ist ein Berlin-Modell mit vier Zeitebenen entstanden. Mit drei Panorama-Vitrinen stellen die Schülerinnen und Schüler eigene Lieblingsorte vor und mit einer Fotoaktionswand laden sie die Besucherinnen und Besucher ein, sich selbst per Foto in die Zeit Missmanns zu versetzen.