Conflict, Time, Photography versammelt fotografische Reportagen und künstlerische Arbeiten, die Kriegsereignisse und ihre Schauplätze, ihre sichtbaren Folgen und sozialen Nachwirkungen in den Blick nehmen. Die Ausstellung überrascht durch die Anordnung dieser Bilder, denn sie erfolgt ausschließlich nach dem zeitlichen Abstand zu dem Ereignis, auf das sich die Fotografen und Künstler beziehen, von „Augenblicke, Wochen, Monate später“ zu Beginn des Rundgangs über „Jahre und Jahrzehnte später“ bis zu „100 Jahre später“ im letzten der insgesamt zwölf Räume. Auf diese Weise ergeben sich Nachbarschaft en von dokumentarfotografischen, fotokünstlerischen und konzeptuellen Arbeiten, die off en lassen, wie das Gezeigte anzuschauen und zu verstehen ist – auch wenn unmissverständlich klar ist, dass es um die historische und zeitgenössische Tatsache des Krieges und unsere Vorstellungen davon geht.
Der Ausstellungstitel verzichtet darauf, die Begriffe Krieg, Zeit und Fotografie in ein eindeutiges Verhältnis zueinander zu setzen. Conflict, Time, Photography ist keine Foto- oder Mediengeschichte des Krieges und keine Geschichte der Kriegsfotografie oder der Fotografie in Kriegszeiten. Stattdessen fragt die Ausstellung nach den Möglichkeiten und Strategien der fotografisch-künstlerischen Bewältigung von Krieg und Gewalt: Augenzeugenschaft – Spurensuche – Bestandsaufnahme – Erinnerungsarbeit – Künstlerische Lesarten des Archivs – Rückkehr zu den Orten – Suggestion des Unsichtbaren.
Als Ausstellung in der Ausstellung hat das in London ansässige Archive of Modern Confl ict aus seinen umfangreichen Sammlungen historischer Fotografien, Objekte, Drucksachen und Manuskripte eine Präsentation konzipiert, die private Aufnahmen, offizielle Bilder, historische Ausrüstungsgegenstände und weitere Objekte aus den Jahrzehnten des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu einer multimedialen Installation zusammenführt.
Für Essen wurde Conflict, Time, Photography zudem um ein Kapitel erweitert, das der Berichterstattung über das Ruhrgebiet und das Rheinland unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs gewidmet ist. Lokal und regional ansässige Fotografen wie Albert Renger-Patzsch, Willy van Heekern und Ruth Hallensleben, ebenso wie auswärtige Bildjournalisten, u. a. René Burri und Margaret Bourke-White, haben damals ihren Blick auf die zerstörten Städte und ihre Bewohner gerichtet. Ihre Aufnahmen lassen nicht nur sehr verschiedene Perspektiven erkennen, sondern auch die unterschiedlichen Zielsetzungen, die mit den fotografischen Bildberichten verbunden waren. Auf der einen Seite der Blick auf die Leiden der Zivilbevölkerung in den Ruinenlandschaften, auf der anderen Seite eine kritische Bestandsaufnahme der deutschen Gesellschaft, die sich mit den Folgen der NS-Kriegspolitik konfrontiert sah.