„Ich wollte keine FOTOGRAFIEN machen, sondern LANDKARTEN, PLÄNE, die gleichzeitig Fotografien sein sollten.“ (Luigi Ghirri)
Der italienische Fotograf Luigi Ghirri (1943–1992) zählt zu den Wegbereitern der europäischen Farbfotografie. Die Ausstellung im Museum Folkwang ist die erste umfassendere museale Präsentation der Fotografien Ghirris außerhalb seines Heimatlandes Italien.
Landschaften, Stillleben und Architekturmotive – überwiegend in seiner Heimatregion Emilia Romagna – standen im Fokus des gelernten Vermessungstechnikers. Mit Scharfsinn und Ironie thematisierte er das Verhältnis des Menschen zu seinen natürlichen sowie künstlichen Umgebungen. Somit reflektiert er nicht nur den kulturellen Wandel seiner Zeit, sondern auch die damit einhergehende Veränderung der Darstellungs- und Repräsentationsformen.
Die Ausstellung konzentriert sich auf Ghirris produktivste fotografische Arbeitsphase, die 1970er Jahre, und lässt sein Streben nach einer Erneuerung der Fotografie deutlich werden. Sie veranschaulicht seine außergewöhnliche konzeptionelle Arbeitsweise, lässt aber auch den Denker und Essayisten zu Wort kommen.
Ghirris kleinformatige Bilder ähneln oft Filmsequenzen und zeichnen sich durch eine gedämpfte Farbigkeit auf bevorzugt matten Papieren aus. Mit einem unnachahmlichen Gespür für Farbe, Raum und Licht verstand es Ghirri wie kaum ein anderer, das „Gewöhnliche“ zeichenhaft und mit Humor ins Bild zu setzen und so einer neuen Wahrnehmungsebene zugänglich zu machen.
Die von James Lingwood kuratierte Ausstellung im Museum Folkwang orientiert sich an jener großen Werkschau, die 1979 nach Vorgaben Luigi Ghirris in Parma ausgerichtet wurde. Rund 300 Fotografien, gegliedert in 15 Werkgruppen, fächern das thematische Spektrum auf, dem sich Ghirri in den 1970er Jahren gewidmet hat.