Die Berliner Bildhauerin Bärbel Dieckmann hat sich in ihrem Werk intensiv mit dem antiken Motiv des Minotaurus auseinandergesetzt. Das Motiv stammt aus der griechischen Mythologie und ist ein wichtiges Element unseres europäischen kulturellen Erbes. Der Minotaurus ist halb Stier und halb Mensch. Er verkörpert ein Wesen, das sich weder in dem einen noch in dem anderen Körper zu Hause fühlt. Damit ist der Minotaurus das Ur-Bild des Außenseiters, der mit sich selbst ringt und auf der Suche nach seiner eigenen Identität ist. In ihren Skulpturen drückt Bärbel Dieckmann diesen Konflikt auf eine sehr beeindruckende und berührende Art und Weise aus. Sie provoziert den Betrachter zu einer Stellungnahme, indem sie ihren Minotaurus-Variationen eine Vielzahl unterschiedlicher Züge verleiht. Wir erkennen in ihren Figuren die triumphale Geste und den Stolz sowie Leid und Verzweiflung, aber auch Zerbrechlichkeit und Anmut. In diesen Widersprüchen ist das menschliche Wesen in seiner Universalität verkörpert.
Ohne Zweifel hat Bärbel Dieckmann mit ihren Werken auch einen starken Bezug zu den dominanten Erfahrungsdimensionen unserer Zeit hergestellt. Allen voran die Gewalt in ihren alltäglichen bedrohlichen Formen und zugleich ihren globalen kriegerischen Ausprägungen. Ähnlich wie in den großen Werken von Goya und Picasso thematisieren die künstlerischen Arbeiten von Bärbel Dieckmann die unermesslichen Schrecken, die durch den Menschen verursacht werden, aber auch sein immerwährendes Streben nach Schönheit und Harmonie.