12.05.2006 - 08.04.2007
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“. Frei nach Matthias Claudius folgt die Ausstellung den Erzählungen einiger Neuköllner Globetrotter und präsentiert die unterschiedlichsten Reiseformen. Da wird zum Beispiel die Geschichte vom Kiesgrubenbesitzer Franz Körner erzählt, der vor 100 Jahren ins „Wunderland Ägypten“ aufbrach, um dort seinen Bildungsdrang und Sammeleifer zu stillen.
Neuköllner Arbeiterkinder wie Werner Gutsche, die in den dreißiger Jahren jeden Groschen zweimal umdrehen mussten, bevor sie ihn ausgaben, hatten ebenfalls Fernweh. Sie rüsteten sich entsprechend ihrer Möglichkeiten mit Zelt und Faltboot für eine Entdeckungsreise ins Berliner Umland. Die Neuköllner Bibliothekarin Eva Schumann war eine Bildungsreisende des 20. Jahrhunderts. Sie hinterließ dem Museum zahlreiche Dias, die ihre Reisen noch für nachfolgende Generationen zum außergewöhnlichen Erlebnis machen.
Für den Rockmusiker Jacky Spelter ging ein Lebenstraum in Erfüllung, als er zum Grab seines größten Idols, Elvis Presley, nach Graceland pilgerte. Alexander Hacke von der Berliner Band Einstürzende Neubauten erzählt von den Besonderheiten des Lebens auf Tournee.
Ganz unterschiedliche Motive lassen unsere Protagonisten ihre Reise antreten. Auf der einen Seite stehen Abenteuerlust und die sportliche Herausforderung einer Gipfelbesteigung, auf der anderen Seite die Sehnsucht nach Entspannung oder gar Selbstfindung durch Meditation. Was macht den Reiz von Städtereisen, Aufenthalten in Beauty Farmen oder wochenlangem Camping in Italien aus? Warum zieht es Menschen in die Einsamkeit der Wüste, wieder andere an die Ballermann-Strände dieser Welt?
Über die Urlaubsgewohnheiten der Berliner aus Neukölln gibt es keine Statistiken und bislang keine Untersuchungen, wahrscheinlich ist es aber kein Zufall, dass eine Luxusreise in der Ausstellung nicht vorkommt.