Die Dauerausstellung des Museums Ostwall wird regelmäßig neu gestaltet, so dass sich immer wieder neue Verbindungen zwischen Altbekanntem, Neuankäufen, Dauerleihgaben und Werken aus den Depots entdecken lassen. – Nur Mut, „anybody can have an idea!“ (Ben Vautier)
Insbesondere im Bereich des Fluxus ist viel Neues zu entdecken: Ankäufe aus der Sammlung Feelisch und Dauerleihgaben aus der Sammlung Braun/Lieff ermöglichen es, diesen Schwerpunkt zu vertiefen. Fluxus und die Kunst der 1960er Jahre verbanden Kunst und Leben und machten Zuschauer zu Akteuren: So entstanden z.B. ein „Schallplattenschaschlik“ von Nam June Paik, mit dem das Publikum Musik erzeugte, oder die Happenings Allan Kaprows, die alltägliche Handlungen erforschten. Takako Saitos „Music Book“ ist ein Buch zum Anhören statt zum Lesen – allerdings in ganz anderem Sinne, als wir es heutzutage von Hörbüchern gewohnt sind ... Das „Three Chair Event“ George Brechts von 1961 lädt die Besucherinnen und Besucher dazu ein, selbst zu „fluxen“: Jeder kann auf seine Weise Brechts Handlungsanweisung mit drei verschiedenen Stühlen in der Ausstellung umsetzen. Wichtige Dokumente vergangener Aktionen sind hingegen neue Fotografien von Wolf Vostell: Sie zeigen das „Mobile Museum Vostell“, das der Künstler 1981 in einem Güterzug im Dortmunder Hauptbahnhof einrichtete und ergänzen die von dort stammende Rauminstallation „Die Tänze“. Des Weiteren sind Happening-Partituren, Spiele und Fluxus-Publikationen ebenso zu sehen wie Multiples aus dem VICE-Versand des Verlegers und Sammlers Wolfgang Feelisch.
Über den Fluxus-Schwerpunkt hinaus schlägt das MO einen Bogen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart: So ist Fernand Légers frisch restaurierte Mappe „La ville“ zum ersten Mal seit über 30 Jahren wieder zu sehen. Ein besonderes Highlight ist die „Studie zum Zoologischen (Garten) I“, eine Neuerwerbung, die eine frühe Skizze zum Meisterwerk „Großer zoologischer Garten“ zeigt, das seit vielen Jahren im Museum Ostwall beheimatet ist. Die Aufbruchsstimmung der Zero-Bewegung nach dem zweiten Weltkrieg verkörpert Otto Pienes „Einzelner weißer Lichtgeist“, der von einem jüngeren Feuerbild des Künstlers ergänzt wird.
Ein neues Interview mit dem Konkreten Poeten Franz Mon, das in der DVD-Reihe „Über Kunst sprechen“ erscheint, ist Anlass, einige seiner Werke im Grafik-Kabinett zu zeigen. Bernd und Hilla Bechers Fotografien dokumentieren Fördertürme, wie sie Jahrzehnte lang das Bild der Region prägten; ihnen gegenüber hält Matthias Kochs „Phoenix-Ost“ den Strukturwandel in Dortmund Hörde im 21. Jahrhundert fest. Ein weiterer Raum wird der Farbmalerei Ricardo Saros gewidmet, dessen Werke sich als Dauerleihgabe der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung im MO befinden. Zu den jüngsten Arbeiten zählt die Video-Arbeit „Portraits of Young Men“ von Martin Brand, die in Dialog mit der amüsant-provokanten Videoperformance „Ich bin’s“ von Freya Hattenberger und den Fotografien Tobias Zielony aus der Serie „Tankstelle“ tritt.
Eine Begegnung der besonderen Art verbindet die Gegenwart mit Werken aus den vergangenen 35 Jahren: Amorphe Plastiken von Susanne Thiemann und Thomas Rentmeister treten mit ‚lebenden Skulpturen’ in den Videos Erwin Wurms aus den 1990er Jahren in Dialog und korrespondieren gleichzeitig mit einer „Environment Structure“ Agostino Bonalumis aus dem Jahr 1968. Die aktuelle Neugestaltung der Dauerausstellung wurde maßgeblich durch das finanzielle Engagement von DSW21 möglich.