André Kertész gilt als einer der stilistisch einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Sein Lebensweg führte von Budapest über Paris schließlich nach New York. Sein fotografisches Leitbild war die Erfassung der flüchtigen, emotionalen Momente des Lebens, er suchte die Entdeckung des Poetischen im Normalen.
1894 in Budapest geboren, erwarb Kertész 1912 seine erste Kamera und dokumentierte 1914–18 im Ersten Weltkrieg als Soldat das Kriegsgeschehen. 1925 zog er nach Paris und arbeitete als Fotoreporter für illustrierte Zeitschriften. Freundschaftlichen Umgang pflegte er mit Künstlerkollegen wie Man Ray, Fernand Léger, Piet Mondrian oder Brassaï. 1936 floh Kertész vor der Bedrohung in Europa nach New York. Nach schwierigen Anfängen in Amerika arbeitete er für Magazine wie Vogue oder House & Garden, bevor er sich von Beginn der 1960er Jahre an bis zu seinem Tod 1985 wieder seinem eigenen fotokünstlerischen Werk widmen konnte.
Seine bedeutendsten Arbeiten, heute Inkunabeln der neueren Fotografiegeschichte, entstanden während seiner Zeit in Paris und schildern die faszinierenden Facetten der französischen Metropole aus der Sicht einer flaneurhaften Straßenfotografie. Ikonen der Sachfotografie, wie die berühmte Gabel (La fourchette), zeigen seine Verbindung zur Neuen Sachlichkeit, aber auch die Nähe zu konstruktiven und geometrisierenden Tendenzen, gefiltert durch die Liebe zu den Dingen.