25.04.2009 - 03.08.2009
Residenzschloss, Neues Grünes Gewölbe, Sponsel-Raum
Vor 300 Jahren brachte Johann Friedrich Böttger, der als Erfinder des europäischen Hartporzellans in die Geschichte einging, ein besonders exquisites Feinsteinzeug zur Produktionsreife: das „Böttgersteinzeug“. Es zeichnete sich durch eine ungewöhnlich große Dichte und Härte aus und wurde durch raffinierte Techniken so veredelt, dass es schon bald einen hohen Rang innerhalb der fürstlichen Repräsentation einnahm.
Zusammen mit dem Dresdener Hofgoldschmied Johann Jakob Irminger imitierte Böttger die Formen und Gestaltungsprinzipien des chinesischen Porzellans und griff auf Vorbilder aus der europäischen Goldschmiedekunst zurück, die er auf das neue Steinzeug übertrug. Er wandte Methoden der Veredelung wie Schleifen, Polieren, Glasieren und Lackieren an sowie eine spezielle schwarze Glasur, die nach dem Brennen häufig sowohl mit kalten Ölfarben als auch mit Gold und Silber bemalt wurde. Von höchster Qualität sind die Schnitt- und Schliffdekore, die Reliefauflagen, die Bemalungen des Steinzeugs mit Emailfarben und die Verzierung der Gefäße mit einem Besatz aus Silber, Gold und Edelsteinen. Daher stellte der Meißner Manufakturinspektor Johann Melchior Steinbrück 1720 stolz fest: „Das allerbeste von solchen Waaren aber habe I.K.M. [Ihre Königliche Majestät, August der Starke] in Dero Grünen Gewölbe und Japanisches Palais zu Alt Dreßden“.
Die Präsentation zeigt erlesene und seltene Beispiele solch verfeinerten Steinzeugs aus dem Grünen Gewölbe, der Porzellansammlung und einer deutschen Privatsammlung, ergänzt von zwei Entwurfszeichnungen des Sächsischen Hauptstaatsarchivs. Rubingläser in Überfangtechnik sowie Steinschnittgefäße aus Chalzedon und Jaspis vermitteln zudem einen Eindruck vom Ideenreichtum des universellen Alchimisten. Diesen Erfindergeist Böttgers sowie die Bezüge des Steinzeugs zur Schatzkunst aufzuzeigen hat sich auch die parallel zur Ausstellung im Deutschen Kunstverlag erscheinende Publikation zum Ziel gesetzt.