Harmonische Raumproportionen eines im 1:1-Modell realisierten Gebäudes von Mies van der Rohe, von Julia Weißenberg in eine Doppelprojektion übersetzt, oder ein schmaler gefilmter Spalt, mit dem Linda Lenssen den Ausstellungsraum optisch erweitert – das Thema „Raum“ ist in der aktuellen Ausstellung der Marler Medienkunst-Preise weit gefasst. 35 Arbeiten wurden von zwei Jurys aus rund 500 internationalen Einsendungen ausgewählt und sind im Skulpturenmuseum sowie in einigen leerstehenden Ladenlokalen im Marler Stern zu erleben. Bei der Eröffnung am 26. Oktober 2014 werden die Preisträger der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bereits am Freitag, dem 24.10. und Samstag, dem 25.10., jeweils von 12.00 – 18.00 Uhr gibt der aktuelle Preisträger des EUROPEAN SOUNDART AWARD ein Schallplattenkonzert im Ratssaal des Marler Rathauses. Zugang ist über das Skulpturenmuseum Glaskasten. Zu hören sind sämtliche Haydn Einspielungen der Philharmonia Hungarica. Der Eintritt ist frei.
Klangkunst und Videokunst besitzen viele formale und technische Gemeinsamkeiten. Das neue Konzept der Medienkunst-Preise gründet auf der Tatsache, dass die beiden dominierenden menschlichen Sinneswahrnehmungen, also Hören und Sehen, von Künstlern zunehmend gleichberechtigt gestaltet werden. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass künstlerische Setzungen durch das Ausstellungskonzept nivelliert werden sollen, denn es macht schon einen Unterschied, ob ein Thema zuerst von der akustischen oder der optischen Ebene her gedacht und umgesetzt wird. Trotzdem ist gerade an den in Marl präsentierten Arbeiten zu erleben, dass die jeweils andere Seite ebenfalls sehr sorgfältig gestaltet wird. In der Ausstellung verdichten sich die optischen und akustischen Reize zu einem atmosphärisch dichten Geflecht.
Seit 1984 gibt es den im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl beheimateten Video-Kunst-Preis, seit 2002 den Klangkunst-Preis. Der EUROPEAN SOUNDART AWARD 2014 erweitert den Klangkunst-Preis ab diesem Jahr auf alle Bereiche der akustischen Kunst, und er wird weiterhin vom Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, WDR 3 und der Stiftung Hören vergeben. Beide zum zweiten Mal international ausgeschriebenen Wettbewerbe hatten die gleiche inhaltliche Vorgabe: Die eingereichten Arbeiten sollten sich thematisch, formal oder in ihrer Präsentation auf den (musealen) Raum beziehen. Das Thema „Raum“, das schon im vergangenen Jahr den Rahmen vorgab, hat sich in 2013 als formale Klammer bewährt und ist inhaltlichen längst noch nicht ausgeschöpft. Der Raumbezug liegt durch seine Ausrichtung als Skulpturenmuseum sozusagen auf der Hand, denn bei Skulptur und bei Installationen geht es immer auch um Raum, seine Strukturierung und die Lenkung der Besucher.
Das Marler Skulpturenmuseum ist als Austragungsort von Wettbewerben von Medienkunst schon historisch: die erste Ausstellung wurde Anfang Oktober vor 30 Jahren eröffnet und war schon immer ein Gegenpol zum Präsentationstypus Medienfestival. Die Erweiterung des Präsentationsraumes über das Museum hinaus in die Stadt ist auch programmatisch zu verstehen, denn neben der Tatsache, dass Medienkunst wegen ihrer akustischen Dimension viel Platz braucht, wenn man nicht immer auf Kopfhörer angewiesen sein möchte, ist Medienkunst besonders gut geeignet, im öffentlichen Raum außerhalb des Museums ein erweitertes Publikum anzusprechen.