Die intensive Diskussion im Zusammenhang mit der Errichtung des Textilmuseums und das vom Verein für Heimatpflege Bocholt e. V. als stadthistorischem Verein immer wieder in die Öffentlichkeit getragene Anliegen eines Stadtmuseums führten im Jahre 1992 zur Eröffnung des Stadtmuseums für Geschichte, Kunst und Kultur. An der Errichtung waren zahlreiche bürgerschaftliche Gruppen und Einzelpersonen, Bocholter Firmen und Geldinstitute mit namhaften Hilfen finanzieller Art und durch Bereitstellung von Exponaten beteiligt. Das Westfälische Museumsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe förderte die Museumserrichtung ebenfalls nachdrücklich.
Das Stadtmuseum Bocholt ist zugleich - dies gilt auch für die anderen Museen unserer Stadt - Teil einer bürgerschaftlichen und städtischen Kulturpolitik, die Rücksicht nimmt auf die zunehmende Verschiebung der Alterspyramide auf die zunehmende freiwillige oder "unfreiwillige" Freizeit und auf die inzwischen immer mehr erhobene Forderung nach Teilhabe der gesamten Bevölkerung an Geschichte, Kunst und Kultur, was dem demokratischen Verständnis von Bildung entspricht.
Die stadtgeschichtliche Abteilung des Stadtmuseums Bocholt (mit der umfangsreichen Exponatesammlung der Archäologischen Gruppe im Verein für Heimatpflege) erlaubt einen bebilderten und reich mit Exponaten bestückten "Spaziergang" durch die Bocholter Erdgeschichte (Sammlung M. Tangerding), Vor- und Frühgeschichte sowie die Geschichte von der ersten Erwähnung Bocholts in den Reichssannalen Karls des Großen bis in die jüngste Vergangenheit. Die Identifikation von Stadt und führenden Wirtschaftsunternehmen ist am Beispiel der Firma A. Friedr. Flender AG mit wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Aspekten des 20. Jahrhunderts exemplarisch vorgenommen worden. Eine sehr umfangreiche Abteilung Bildende Kunst zeigt wechselnd Werke des bedeutenden europäischen Bühnenbildners Josef Fenneker (*1895 +1956) und aus dem städt. Kunstbesitz unter immer wieder neuen Themenstellungen. Der kunsthistorisch wertvollste Bereich des Stadtmuseums, ist die Präsentation von Werken aus der städt. Kupferstichsammlung Israhel-van-Meckenem (*ca.1450 +1503), dem weit über Bocholt hinaus bekannten Goldschmied und Kupferstecher des 15./16. Jahrhunderts. Dieser Künstler gibt mit seinen Kupferstichen zu bürgerlichen und religiösen Themen Auskunft über die Lebensweise der Menschen seiner Zeit.
In einer kulturgeschichtlichen Abteilung schafft das Stadtmuseum Bocholt über eine Hauswebkammer die Verbindung hin zum Textilmuseum. Weitere Bestände im kulturgeschichtlichen Bereich wechseln. Zur Zeit wird eine Ausstellung von Puppen und Kinderspielzeug des 19. und 20. Jahrhunderts, ergänzt durch archäologische Funde von Spielzeug aus der Zeit des 13. bis 19. Jahrhunderts gezeigt.
Das Prinzip ständig wechselnder Ausstellungsinhalte unter Wahrung der Gesamtstruktur des Stadtmuseums und von zusätzlichen Sonderausstellungen zu einzelnen Themen eröffnet dem einzelnen Besucher immer wieder neue, unbekannte Aspekte geschichtlichen, kulturellen und künstlerischen Wirkens.