"Ist das Kunst?" fragten sich im November 1986 Funktionäre der SED, sowie Offiziere von Grenztruppen und MfS, als fünf maskierte junge Männer einen weißen Strich auf die Westseite der Berliner Mauer malten. Die Entscheidung fiel schnell: Der weiße Strich war eine Provokation. Als solche war er auch gemeint. Die fünf Akteure waren nach West-Berlin gelangt, nachdem sie in Weimar gegen die SED aufbegehrt hatten.
Nach Beobachtung und Zersetzung der Gruppe durch das MfS waren die fünf Mitte der 1980-er Jahre aus der Haft freigekauft oder ausgebürgert worden beziehungsweise ausgereist. In West-Berlin störten sie sich an der Gleichgültigkeit der dortigen Bewohner, die sich nicht mehr dafür interessierten, was hinter der Mauer geschah und die Mauer selbst nur noch als Kulisse für Graffitis wahrnahmen: deshalb der "Weiße Strich". Die Aktion endete mit der Verhaftung eines Akteurs durch Grenztruppen der DDR und seiner Inhaftierung in der Sonderhaftanstalt Bautzen.
Die Ausstellung verbindet die Themen jugendliche Widerständigkeit in der DDR, die repressive Antwort des Staates, die Geschichte von deutscher Teilung und Berliner Mauer sowie die politische Haft in Bautzen.