11.10.2009 - 28.02.2009
Als sich Claude Monet, der bedeutendste impressionistische Künstler 1890 in Giverny niederließ und dort seinen Garten mit dem berühmten Seerosenteich anlegte, eröffnete er mit seinen Bildern, die in diesem Garten und am Teich entstanden, der Kunst ganz neue Möglichkeiten. Aus den Spiegelungen der Umgebung im Teich entstanden plötzlich Bilder, in welchen das Oben und Unten nicht mehr eindeutig zu bestimmen sind – welche Pflanzen, Blumen und Blüten befinden sich tatsächlich in dem Teich, welche spiegeln sich nur darin, fragt sich der erstaunte Betrachter dieser Bilder. Zugleich erfährt er eine ungewöhnliche Entgrenzung: Dimensionen und Perspektive geraten aus dem Gleichgewicht, eine getreue Maßstäblichkeit ist in diesen Bildern nicht mehr festzustellen. Sind die Seerosen besonders groß oder ist ihnen der Maler so nahe gerückt, dass sie im Vergleich zu ihrer Umgebung so riesig wirken und in welchem Verhältnis stehen sie zu der scheinbaren Unendlichkeit der Wasserfläche des (in Wirklichkeit recht kleinen) Teiches? Indem Monet anhand des Sujets dieses Teiches alle Dimensionen der Malerei gesprengt hat, ist es ihm gelungen, die Malerei aus der abbildhaften Eindeutigkeit des 19. Jahrhunderts zu befreien und die Türen zur Abstraktion, zum Absoluten und zu einer völlig neuen Kunst, die sich im 20. Jahrhundert entwickeln sollten, aufzustoßen. Darin liegt seine bedeutendste künstlerische Leistung, und deshalb soll in unserer Ausstellung das Spätwerk eine besondere Stellung einnehmen.
2001 zeigte die Hypo-Kunsthalle München "Claude Monet und die Moderne", 2005 zeigte die Kunsthalle Bremen "Monet und Camille" und 2006 die Staatsgalerie Stuttgart Monets "Felder im Frühling". Aber das Gesamtwerk Claude Monets, des bedeutendsten unter den Impressionisten, ist in Deutschland wohl noch nie gezeigt worden. Wenn wir jetzt im Von der Heydt-Museum Monets Werk zeigen wollen, dann nicht nur das grandiose, überbordende Spätwerk, sondern, um unserem Publikum diese herausragende Leistung des Spätwerks besonders deutlich vor Augen zu führen, den "ganzen" Monet. In der Hinführung vom beachtlichen Frühwerk über die Zeit, in welcher er sich an die Meister von Barbizon anlehnte, dann die hohe Zeit der impressionistischen Bilder, wird für das Publikum das alle Maßstäbe sprengende Spätwerk umso klarer erkennbar hervortreten. Mit der stolzen Zahl von rund 100 Bildern will die Ausstellung ihren Besuchern die Möglichkeit bieten, über bekannte Teilaspekte hinaus das Oeuvre dieses großen Meisters der Moderne auszuloten und durch die Wahrnehmung der verschiedensten Verbindungen und geheimen Beziehungen zwischen den Bildern neu zu erfahren.
Maßgeblich unterstützt wird das Museum dabei von dem Musée Marmottan-Monet, Paris, dem Wildenstein Institut, Paris, und von renommierten Experten zum Thema Impressionismus und Monet.
Die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung, Wuppertal, ermöglicht dieses anspruchsvolle Projekt durch eine überaus großzügige finanzielle Unterstützung, ohne die eine solche Ausstellung nicht möglich wäre.